Wien ist eine vielseitige, vielschichtige Stadt. Von dem imperialen Erbe bis hin zu spannenden neuen Projekten die zukunftsweisend sind. Doch Vieles davon ist noch wenig bekannt, ja manchmal sogar unentdeckt. Einen Teil davon machen nun die Austria Guides for Future sichtbar.

Vor Kurzem habe ich Cristina-Estera Klein getroffen. Sie und einige Andere Austria Guides haben sich mitten im Corona Jahr 2020, als die ganze Welt stillstand gefunden und die Austria Guides for Future gegründet. Um dir nun ganz neue Aspekte der Stadt zu zeigen. Im Format einer Stadtführung entdeckst du die Seiten von Wien die die Zukunft prägen werden.

Austria Guides For Future ist mitten im ersten Lockdown 2020 entstanden. Wie ist es dazu gekommen?

Dass wir uns gefunden und gemeinsam etwas machen zeigt, dass auch Positives aus der Krise entstehen kann. Mit dem ersten Lockdown 2020 haben wir alle unsere Arbeit verloren, Aufträge wurden storniert, die große Unsicherheit war da, wie es nun weitergeht.

Doch dann hat sich eine kleine Gruppe formiert, regelmäßig getroffen und hier heraus eine Idee entwickelt. Nämlich die Idee Themen in Wien aufzugreifen, die bisher noch wenig besprochen sind. Themen, die unserer klassischen Ausbildung als Guide so nicht vorgekommen sind, etwa Umwelt und Klimaschutz. Gerade diese Themen werden in der ersten Zeit des Lockdowns sehr präsent, die Bilder wie die Natur sich Lebensraum zurückholt, gingen um die Welt. Damit diese zentralen Themen nicht vergessen werden und auch zukünftig Teil unserer Arbeit bleiben, haben wir Austria Guides For Future gegründet.

Als Guides sprechen wir bei unseren Führungen über die Geschichte, besuchen historische Orte und wir sprechen auch über die Gegenwart. Aber die Zukunft hatte bisher hier noch kaum Platz. Uns ist es wichtig, dass aber genau auch darüber geredet wird. Da wir in Wien bislang kein Angebot gefunden haben, dass das was wir vermitteln wollen schon abdeckt, haben wir gestartet.

Kurz gesagt, aus der Krise heraus, aus der Feststellung „Ok, wir können nicht mehr arbeiten, was machen wir jetzt?“ gab es diesen Reset-Moment. Sowohl für uns als Gruppe als auch als Einzelpersonen. Zu reflektieren und zu hinterfragen, welche Themen sind wichtig.

Das Schöne an unserer Arbeit ist ja, dass wir sehr flexibel und dynamisch sind, dass wir selbständig arbeiten. Aber solange du in dem alltäglichen, gewohnten Trott drinnen bist, ist oft wenig Raum für Veränderung. Erst wenn es dann solche Momente gibt, dann hältst du inne und überlegst, was noch alles möglich ist. Aus einer Krise kann etwas Positives entstehen, weil es Veränderung anstößt, wenn man das möchte.

Anfang Juni 2020 haben dann wir gestartet, die Themen in regem Austausch mit Experten und Expertinnen und mit Organisationen besprochen, sodass wir auch an die richtigen Quellen kommen. Denn Literatur in Bezug auf zukünftige, ortspezifische Entwicklungen ist und war für uns Guides recht wenig vorhanden für diese „neuen“ Themenbereiche

In euren Grundsätze und im Namen finden sich die Idee und Vision von Fridays for Future wider. Wie seid ihr verbunden?

Austria Guides For Future haben wir bewusst gewählt, da unser Anspruch durchaus ein aktivistischer ist, allerdings in gewisser Form Aktivismus light. Wir sind als Vermittler und Vermittlerinnen tätig, können inspirieren und auf Themen aufmerksam machen. Das alles auf eine sehr niederschwellige, positive Art und Weise. Wir regen Menschen an, über Dinge nachzudenken, Themen zu vertiefen oder auch sich zu engagieren. Vor allem wollen wir zeigen, dass es für Jede*n möglich ist, etwas beizutragen.

Unsere Grundsätze orientieren wir uns an den Grundsätzen aller For Future Gruppen und auch um zu zeigen, dass wir diese Bewegung unterstützen. Offiziell sind wir eine Allianz von der For Future Bewegung und beteiligen uns auch aktiv an der Gestaltung und Umsetzung.

Du hast bereits angedeutet, dass es recht wenig typische Unterlagen und Material gibt, mit dem ihr eure Touren ausarbeiten könnt. Wie sieht daher die Recherche für euch aus?

Wir lassen uns inspirieren. Inspiration kommt immer dann, wenn du mit offenen Augen durch die Welt gehst, dich interessierst, informierst und liest. So entdecken wir auch in Wien laufend neue Projekte und Geschichten. Sei es die Seestadt oder ein spannendes Projekt mitten im 15. Bezirk. Hier gibt es seit einiger Zeit die Pelzgasse, die nach dem Schwammstadtprinzip gebaut und gestaltet wurde. Ein faszinierendes Thema. So etwas greifen wir natürlich sofort auf, recherchieren und schauen, was es dort alles gibt. Daraus entsteht dann eine Tour.

Absolut spannend sind auch all die neuen Projekte und Regionen, die in gerade Wien entstehen. So etwa die bereits erwähnte Seestadt. Eine ganz neue Region, deren verborgende Schätze auf den ersten Blick vielen Menschen gar nicht bewusst sind.

Und genau darum geht es uns. Neue Stadtteile erlebbar zu machen, einen neuen Blick darauf zu bekommen und auch die positiven Aspekte aufzeigen, die hier umgesetzt wurden. Jedoch auch immer mit einem kritischen Blick.

Wir arbeiten auch mit Partnern wie etwa Baugruppen zusammen, für die wir Touren entwickeln. So sind wir Kooperationspartner der IBA Wien , für die wir dann ganz spezielle Touren entwickeln.

Sehr schön ist es auch, wenn unsere Touren Impulsgeber für eine anschließende Diskussion sind. Beispielsweise planen wir Veranstaltungen, die aus 90 Minuten Tour und 90 Minuten anschließender Diskussionsrunde zusammengestellt sind.

Deine Begeisterung ist einfach spürbar für dieses Thema und euer Ziel etwas zu bewirken. Wie sieht es mit Herausforderungen aus, die für euch spürbar sind?

Eine der größten Herausforderungen ist es, dass wir bisher noch fast keine Touren machen durften, da es nun sehr lange in Wien sehr ruhig war. Mitte 2020 war die Gründung, wir haben alles aufgebaut wie Webseite und Netzwerk und dann kam der nächste Lockdown. Trotz der bevorstehenden Winterzeit hatten wir schon einige Touren, die dann leider abgesagt werden mussten.

Doch nun kommen wir endlich ins Tun. Wir haben sehr viel vorbereitet und das geht nun in die Umsetzung.

Austria Guides for Future unterscheidet sich ziemlich von der typischen Stadtführung. Wo seht ihr euren Platz in dem touristischen Angebot in Wien?

Das imperiale Erbe Wiens ist im Tourismus und dem dazugehörigen Angebot sehr präsent. Wien hat aber eben noch so viel mehr zu bieten, als das, was wir bei den klassischen Touren zeigen. Beides braucht die Stadt. Das Prunkvolle, Imperiale, das hat seine ganz eigene Magie und Anziehungskraft. Doch dann gibt es aber auch die anderen Seiten, die es in Wien zu entdecken gilt. Die Stadt ist einfach so viel mehr, so bunt, so divers, neue Subkulturen, talentierte Künstler und Künstlerinnen, deren Bühne die Stadt ist, versteckte Orte, die noch im Verborgenen liegen.

Vor allem wenn du dich über die Ringstraße hinaus „wagst“, in die anderen Bezirke von Wien. Da findest du dann noch so viel Neues. Deswegen haben wir uns mit unseren Touren auch bewusst dafür entschieden, mehr in den Bezirken zu machen. Wir verbinden Altes mit Gegenwärtigem mit Zukünftigen.

Langsam merkt man auch in Wien, dass die Wienbesucher nun wieder kommen oder zumindest kommen wollen. Was ist dein Wunsch für die Zukunft für euch als Gruppe?

Wir freuen uns sehr über Kooperationen und Möglichkeiten, um Menschen auf diese Themen aufmerksam zu machen.

Was wir wirklich großartig finden, wenn wir unsere Touren anbieten können und die Teilnehmer*innen dafür zahlen müssen, da die Tour von Kooperationspartnern oder den Auftraggebern übernommen werden. Toll ist es auch wenn unser Angebot von den Bezirken als Angebot für die Bewohner und Bewohnerinnen angenommen wird und wir so auch Leute erreichen können, die vielleicht eher skeptisch sind.

Das Spannende ist ja, wen erreichen wir. Diejenigen, die sich sowieso schon sehr intensiv mit dem Thema beschäftigen oder eben auch diejenigen, für die diese Themen noch recht neu sind. Da sind niederschwellige Angebote ideal, vor allem eingebettet in ein Package, ein Festival oder eine größere Veranstaltung. Denn in Wien gibt es so viele tolle Initiativen und Projekte, deren Geschichte einfach erzählt gehört. Gemeinsam neue Wege gehen und die Stadt in all ihren Facetten neu entdecken. Wenn wir das schaffen, dann kann hier Wunderbares entstehen.