Wien ist weltweit für seine einzigartige Architektur bekannt. Von imperialen Bauten wie Schloss Schönbrunn bis zu moderner Architektur zeitgenössischer Visionäre. Viele dieser Gebäude erzählen ihre eigene, ganz besondere Geschichte. Die manchmal auch sehr bewegt und emotionsgelanden sein kann.
Ein bekanntes Haus, mitten in der Innenstadt, hat in Wien bei seiner Errichtung zu purem Entsetzen geführt: das Looshaus im ersten Bezirk am Michaelerplatz.
Wenn opulenter Jugendstil auf noble Schlichtheit trifft
Alles begann 1909. Damals wurde das Haus als neue Geschäftsadresse für ein nobles Bekleidungsgeschäft in Auftrag gegeben. Wien zu der damaligen Zeit war stark vom Jugendstil geprägt mit seinen opulenten, oftmals ausschweifenden, floralen Muster. Egal ob nun bei Gebäuden, Möbeln, Stoffen, Schmuck, in der Kunst,… es durfte üppig sein. Namhafte Künstler wie Gustav Klimt, Koloman Moser, Otto Wagner oder Egon Schiele prägten diese Zeit.
Doch dann bekam Adolf Loos den Auftrag in der Wiener Innenstadt ebendieses Haus zu bauen. Was er dann den Wienern mitten ins Herzen ihrer Stadt baute versetzte die Menschen in Aufruhr. Man war entsetzt und empört.
Doch was war passiert? Was für ein Haus ist hier entstanden? Ein schlichter, absolut zweckmäßiger Bau bei dem keine Fassade erkennbar ist. Es gibt keine der damals üblichen Fensterverdachungen, sondern einfach nur eine Fassade ohne „Dekoration“. Schnell bekam das Haus so seinen Spitznamen: das Haus ohne Augenbrauen. Und man kennt es auch heute noch unter diesem Namen. Übrigens, die Legende sagt, dass sogar Kaiser Franz Joseph es tunlichst vermeiden wollte dieses Haus anzusehen.
Doch was tun mit einer Meute entsetzer, empörter Wiener und Wienerinnen? Man versucht einen Kompromiss zu finden. Und der hieß, das Haus bekommt doch etwas Dekoration: Blumenkästen vor den Fenstern.
Das Looshaus heute
Doch wie so oft im Leben, der äußere Schein trügt. Denn so schlicht das Haus sich nach außen präsentiert, so prunkvoll ist sein Innenleben. Kostbarste Materialien und feinste Verarbeitungen erwarten dich. Denn immerhin musste es ja als Rahmen für ein nobles Herrenmodengeschäft herhalten
Heute findest du hier eine Bank. Die Räume im Erdgeschoß sind öffentlich zugänglich und so kannst du dir selbst ein Bild von der Ambivalenz des Hauses machen, dass nach außen hin Schlichtheit ausstrahlt und innen Prunk und Glanz zeigt.